Selbst unerfahrenen Weintrinkern ist bekannt, dass die Toskana zu den 5 wichtigsten Weinanbauregionen der Welt
zählt. Dass neben der Region auch der Mensch, der Macher, also der Winzer steht, gehört dazu.
Hinter jedem großen Wein steht eine Idee, eine Vision.
In zahlreichen Gesprächen mit Weinlegenden wie Aldo Conterno, Marcel Guigal, Robert Mondavi, J. J. Prüm und vielen anderen großen Persönlichkeiten konnte ich viel über Wein erfahren. Manchmal erscheint es dann schon fast „brutal“, wenn Wein nur über seine Punkte und Bewertungen definiert wird.
Einer der wenigen, die sich diesem „Spektakel und Jahrmarktstreiben“ erfolgreich widersetzte war Vasco Sassetti. Wahrlich ein Macher und Winzer mit Ecken und Kanten - ähnlich wie seine Weine! Sein Brunello di Montalcino zählt schon lange zu den besten seiner Zunft, er erreichte überragende Notierungen in der internationalen Presse, die ihn als „Kraftbolzen“ betitelte, was ihn schnell zum Geheimtipp unter Kennern machte. An seinem traditionellen Stil scheiden sich zwar die Geister - von Vergötterung bis zur totalen Ablehnung reicht die Palette der Reaktionen, jedoch sind sich in einem alle einig: Es sind große Weine.
Neben einer Weinproduktion von ca. 80.000 Flaschen pro Jahr gibt es noch eine weitere Leidenschaft des Italieners, denn Vasco Sassetti ist nicht nur Winzer! Bis vor ca. 40 Jahren existierte in der Region noch die sog.
„mezzadria“ - auf großen Gutshöfen war Selbstversorgung mit allem, was das Gut hervorbrachte ganz normal.
Wein, Olivenöl, Käse, Fleisch, Mehl und Honig, Holz und sogar Terrakottaziegel produzierten diese völlig autark. In dieser Tradition lebten Vascos Eltern und so hat der Sohn das Metzgerhandwerk erlernt.
Seine Wurst- und Schinkenspezialitäten, sein Schafskäse und das spektakuläre Olivenöl haben auf der ganzen Welt eine große Fangemeinde. Die Sassetti-Familie besitzt heute ca. 45 Hektar Land in der Region um Montalcino, davon sind etwa 9 Hektar mit Weinreben bestückt. Den Generationswechsel für Weingut und
Metzgerei hat Vasco gut vorbereitet, sodass sein Lebenswerk in alter Tradition sorglos weitergeführt werden kann.
Kein leichtes Erbe, denn kaum ein Winzer in Montalcino unterzog seine Weine einer derart strengen Selektion wie Vasco Sassetti. Legendär seine Wutanfälle wenn er gleich einen ganzen Jahrgang deklassiert und keinen Brunello
auf den Markt gegeben hat. Zitat: „Dann gibt es dieses Jahr eben nur den Rosso!“.
2009 starb Vasco nach langem Krebsleiden. Seine Nachfolge trat sein Neffe Massimo Lanzini bereits mit dem Jahrgang 2004 an.
Der grandiose Brunello aus diesem Jahr zeigt ganz eindeutig, dass hier Kontinuität gewährleistet ist und Vascos Erbe in gute Hände gelegt wurde.
Seit 2023 ist jetzt mit Maura und Michele Bartalucci auch die nächste, junge, Generation involviert.
Traditionelle Weine, aus nur einer Rebsorte vinifiziert, stellen sicherlich die größte Herausforderung an die Spitzen-Winzer dieser Welt dar. Neben Burgund (Pinot Noir), Barolo (Nebbiolo), darf auch der Brunello di Montalcino aus nur einer Rebsorte, der Sangiovese Rebe (auch unter zahlreichen anderen Namen wie z.B. „Brunello Grosso“ bekannt) vinifiziert werden. Der Winzer hat also keinen Spielraum, Jahrgangsschwächen bei einer Traubensorte mit anderen Trauben zu kompensieren.
Der mitten in den Weinbergen gelegene neue Keller ermöglicht die sofortige, schonende Verarbeitung der Trauben.
Nach einer sanften Pressung in der Bucher-Presse kommt der Wein für die erste Gärung in Ganymed Stahltanks, wo er bei kontrollierter Temperatur vergoren wird. Danach folgen 30hl Fässer aus französischer Eiche.
Nach 3 Jahren (und nicht - wie laut Vorschrift - nach 2 Jahren) Fasslagerung und 18 Monaten Flaschenreife, kommt der Brunello im 5ten Jahr nach der Ernte (Riserva 6 Jahre) auf den Markt.
Seit 2016 auch mit grundrenoviertem Agriturismo